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Schön - dünn - perfekt - um jeden Preis?

Hier greifen wir ein Thema auf, das uns insbesondere bei der Arbeit an unserem Jugendmagazin sehr in Anspruch genommen und für wirklich konstruktive Gespräche gesorgt hat. Weil wir das Thema aber ungemein wichtig finden, möchten wir es einem eigenen Blog widmen.

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay (2).jp

Wir haben in den Interviews oder offenen Tischrunden festgestellt, wie viele Gedanken sich Jugendliche bezüglich ihres Aussehens machen. Nun ist das kein alter Hut, das haben wir Älteren früher auch getan. Wir wollten ebenso "gefallen“ ... "uns schön finden“ und "mithalten“ mit den anderen. Aber vor dreißig, vierzig Jahren war unsere Welt bedeutend kleiner, da wir kein Facebook, Instagram und sonstiges hatten. "Perfekte Mädels oder Jungs“ haben wir höchstens in Jugendzeitschriften gesehen. Heute ist "Perfektion“ nur einen Mausklick entfernt: Perfekt geschminkte Mädchen/Frauen mit perfekten Haaren und einer perfekten Figur oder perfekt aussehende Jungs/Männer mit Muskeln und einem Sixpack.

 

"So möchte ich auch aussehen!“ ...

eifern viele diesen "Vorbildern“ nach. Aber da stellen wir uns entscheidende Fragen am Tisch: Hast du eine(n) eigene(n) Visagistin/Visagisten, die dich in stundenlanger Prozedur schminkt? Ein Styling-Team, eine Modelinie, die dich einkleidet? Eventuell einen Koch, der nur kalorienarme Mahlzeiten zubereitet und einen Personal-Trainer, der die wenigen Kalorien wieder mit dir abtrainiert? Und da gibt es ja noch die tollen Programme zum Retuschieren von Bildern. Hier eine Delle weg, dort die Augen größer, hier eine schmalere Taille oder dort einen volleren Mund.

Einen Großteil davon hast du nicht? Klar, das geht den meisten so, doch das ist oftmals die Wahrheit hinter diesen perfekten Bildern . In der ungeschminkten und unretouchierten Wirklichkeit sehen diese Menschen nämlich nicht anders aus, als du und ich. Ganz normale Mädchen/Frauen und Jungs/Männer, die ebenfalls einiges aufzählen könnten, mit dem sie unzufrieden sind. Keiner von ihnen steht am Morgen in dieser Perfektion auf. Und doch wissen wir alle, wie anders wir aussehen - perfekt - sobald wir einen Filter über unser Gesicht legen. Was für ein Unterschied, oder?

 

Aber das ist eben nicht echt!

Ihr seid es jedoch! Junge Menschen mit Gefühlen, Ängsten und Unsicherheiten. Auf der Suche nach der eigenen Identität und dem Wunsch, anderen zu gefallen. Das ist völlig normal, denn das alles gehört zu eurer Entwicklung und zum Erwachsenwerden dazu. Gerade durch das "Beobachten“ anderer kann man viel über sich selbst herausfinden. Was mag ich, was mag ich nicht? Manches probiert man aus, manches gefällt einem eh nicht. Das ist schon der erste Schritt zur ...

 

eigenen Persönlichkeit

"Will ich jemand anderes werden oder so sein wie ich bin?“, fragt jemand aus der Runde. "Weil der Körper eines anderen ist ja eigentlich nicht meiner, sein Gesicht nicht meins und ich weiß nicht, ob ich mich in einer fremden Haut wohlfühlen würde.“ Ja, das ist super zusammengefasst und wir stellen uns gemeinsam vor, wie es wäre, einen fremden Mantel zu tragen.

Er ist grau, weil ihn bereits viele tragen, die so sein wollen wie andere. Du ziehst ihn an und bist plötzlich ebenfalls grau. Und obwohl der Mantel beim anderen toll ausgesehen hat, kratzt er dich an einigen Stellen. Außerdem ist er zu groß, zu eng und steht dir eigentlich nicht. Und neben, hinter sowie vor dir ist wenig Platz, weil sich jeder vordrängen will, um die/der Beste zu sein. Was für ein Stress, oder?

 

Willst du tatsächlich mitmachen und grau sein?

Denn was dem anderen passt, muss nicht zwingend zu dir passen. Was für den einen bequem ist, kann bei dir das Gegenteil bewirken. Denn: Keiner kennt dich besser als du dich selbst! Also lautet die Devise: Zieh deinen eigenen BUNTEN Mantel an! Damit bewahrst du dir deine Einzigartigkeit. Und während sich andere ständig um einen besseren Platz streiten, spazierst du gechillt an ihnen vorbei, weil du ihnen eines voraus hast: DU musst dich nicht ständig mit anderen messen. DU bist DU und genau deswegen so besonders!

Sich dauernd mit anderen zu vergleichen, macht nicht glücklich und ist echt stressig. Als würde man ständig auf den Teller des anderen schauen, obwohl auf dem eigenen die Lieblingsspeise liegt. Man hat sich zwar darauf gefreut, richtig genießen kann man sie jedoch nicht. Ist das nicht schade?

 

Letztendlich hört man ohnehin immer wieder, dass gerade vermeintlich perfekte Menschen viele Komplexe haben. Zumal sie unter dem ständigen Druck leiden, dieses perfekte Bild aufrecht erhalten zu müssen. Gerade dieser Druck kann ernsthaft krank machen (Depression, Magersucht, Bulimie ...). Das ist ein hoher Preis, den manche für einen Platz unter vielen bezahlen. Dabei ist jeder Mensch so wunderbar verschieden und individuell.

 

Unsere Abschlussfrage lautet also: Welchen Mantel möchtest du tragen?

Einen fremden oder deinen eigenen? "Eigentlich meinen eigenen“, ertönt es zu unserer Linken, "doch ich hätte Angst, dass man mich dann nicht mehr so mag.“ Alle am Tisch erzählen, dass es ihnen ähnlich geht. Bis eines der Mädchen entgegnet: "Aber ich mag dich so wie du bist. Du bist eine tolle Freundin.“ Und dann kommen wir gemeinsam zum Ergebnis, dass es schöner ist, so gemocht zu werden wie man ist. Dass "perfekt sein zu wollen“ ganz schön stressig ist und immer mehr Promis machen es ja vor: Sie zeigen sich, wie sie sind. Nach dem Motto: Ich möchte zu mir selber stehen. Zu meiner fülligeren Figur, zu meinem dünnen Haar, zu meiner unreinen Haut usw.; Sich das zum Vorbild zu nehmen, finden wir alle gut und sitzen mit bunten Mänteln am Tisch. Rot, gelb, grün, blau, pink ... ein Regenbogen.

 

Was für ein tolles buntes Bild von individuellen jungen Menschen!

 

Bildquellen: Gerd Altmann auf Pixabay.com

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